Psychische Störungen

Die Fülle psychischer Störungen ist auf den ersten Blick verwirrend:

Depressionen, Ängste, Zwangsstörungen, Anpassungs und Belastungsstörungen, psychosomatische Störungen, Persönlichkeitsstörungen, Süchte, Ess-Störungen, Schlafstörungen usw.

Dazu kommt, dass jede Störungen Unterformen hat. Zum Beispiel Depressionen:

Es gibt primäre und sekundäre Depressionen, leichte, mittlere und schwere Depressionen, endogene und rezidivierende Depressionen …

Hinter den meisten dieser Störungen verbirgt sich die selbe psychische Dynamik: mangelnde Liebe. Wir Menschen sind als Babys und Kinder  darauf angewiesen, nahezu grenzenlos geliebt zu werden, doch ist der Liebesentzug in unserer Kultur die Regel. Die Eltern können vielleicht selbst nicht voll lieben oder die Liebe wird  aus erzieherischen Gründen zurückgehalten.

Die Folge davon ist Selbstablehnung. Irgendetwas kann mit mir nicht stimmen oder Was muss ich tun, um die lebensnotwendige Liebe zu verdienen?, sind die unbewussten Botschaften, die sich früh im Bewusstsein der meisten Kinder bilden. Damit geht das Karoussell der Neurosen los. Statt Selbstvertrauen und Zuversicht entstehen Depressionen, Ängste, Wut, Hysterie und/ oder Hypochondrie.

Meer_1Abgesehen von aktuellen Störungen wie Traumata oder anderen gra- vierende Ereignissen, sind also die meisten psychischen Störungen sekundäre Phänomene, ausgelöst durch mangelnde Liebe. Nun ist auch klar, was heilt: das Zurückgehen an die Quelle. Die Liebesfähigkeit, besonders die Selbstliebe muss erwachen. Das scheint unmachbar, doch wer es erlebt hat, wundert sich, wie einfach es ist. Die alten Bilder („etwas stimmt mit mir nicht“) müssen überformt werden. Das geht mit Hypnose, bei der neue positive Selbstbilder im Unterbewusstsein verankert werden. Der andere Weg ist die Körper-Psychotherapie, bei der entweder über ein positives Körperbewusstsein Botschaften wie „ich werde gehalten“ auf- genommen werden oder bei der die Wut und Enttäuschung und Verletzung aggressiv ausgedrückt wird, bis die Selbstliebe durchbricht.

Man jumping over precipice between two mountains at sunset

Wikipedia äußert sich zum Thema psychische Störungen wie folgt:

Psychische Störung

Eine psychische oder seelische Störung ist eine krankhafte Beeinträchtigung der Wahrnehmung, des Denkens, Fühlens, oder Verhaltens. Auch das Selbstbild (Selbstwahrnehmung) kann verändert sein.

Ein wesentlicher Bestandteil dieser Störungen ist zudem oft eine verminderte Selbstregulationskompetenz. Ist dies der Fall, können die Betroffenen ihre Erkrankung auch durch verstärkte Bemühungen, Selbstdisziplin oder Willenskraft nur schwer oder gar nicht beeinflussen. Folgen der psychischen Symptomatik sind meist Probleme, den Alltag zu meistern, oder belastete soziale Beziehungen (z. B. durch Schwierigkeiten, soziale Rollen wie vorher auszufüllen).

Psychische Störungen treten in vielfältigen Erscheinungsformen auf und können großes persönliches Leiden verursachen. Sie gehören zu den am weitesten verbreiten Erkrankungen: So schätzt die Weltgesundheitsorganisation, dass weltweit etwa 300 Millionen Menschen von Depressionen, 47,5 Millionen von Demenz und 21 Millionen von Schizophrenie betroffen sind.

Begriffsabgrenzung

Menschliches Erleben umfasst Gefühle, Denken, Aufmerksamkeit und Gedächtnis. Psychische Störungen können jeden dieser Bereiche betreffen. Allerdings ist nicht jede Abweichung von einem als normal angesehenen Erleben bereits eine Störung mit Krankheitswert. Viele Menschen erleben z. B. über eine kurze Zeit leichte Stimmungsschwankungen, die sich von selbst zurückbilden und nicht als Krankheit erlebt werden. Auch gibt es Menschen, die unter einer schweren Belastung depressive oder psychotische Episoden erleben und anschließend psychisch stabil weiterleben. Neben einer objektiv feststellbaren Abweichung von einer zuvor definierten Norm spielt auch das subjektive Leiden des Betroffenen eine Rolle.

Verhalten kann zwar beobachtet werden, über inneres (also subjektives) Erleben kann man jedoch nur durch die Auskunft des Betroffenen Kenntnisse erlangen. Es gibt jedoch charakteristische Symptome, die von Untersuchern in hoher Übereinstimmung festgestellt werden können – insbesondere aus dem Bereich der inhaltlichen Denkstörungen, der Störungen des Ich-Erlebens und der Wahrnehmungsstörungen.

Was ist eine psychische Störung?

Es existiert keine universelle, allseits akzeptierte Definition davon, was eine psychische Störung im Kern ausmacht. Dennoch können einige allgemeine Kriterien benannt werden, die charakteristisch für abweichendes Verhalten und Erleben sind. Dazu gehören: Statistische Seltenheit, Verletzung sozialer Normen, persönliches Leid, Beeinträchtigung der Lebensführung und unangemessenes Verhalten.

  1. Statistische Seltenheit – Die extremen Symptome und Verhaltensweisen, die für psychische Störungen typisch sind, liegen bei der Mehrheit der Bevölkerung nicht vor. Das bedeutet, sie kommen also (relativ gesehen) selten vor.
  2. Verletzung von sozialen Normen – Hier geht es darum, ob soziale Normen verletzt werden und andere Menschen durch das Verhalten bedroht, in Angst versetzt oder belästigt werden. Das kann zweifellos auf einige psychische Störungen zutreffen. Jedoch sind beispielsweise Prostitution und Kriminalität keine psychischen Störungen, obwohl beide soziale Normverletzungen darstellen. Andererseits kann man (z. B. als sehr ängstlicher Mensch) auch psychisch erkrankt sein, ohne sich auffällig zu verhalten. Problematisch ist zudem, dass eine Verletzung sozialer Normen naturgemäß stark kulturabhängig ist.
  3. Persönliches Leid – Ein entscheidendes Merkmal vieler psychischer Störungen ist der individuelle Leidensdruck. Alleine reicht dieser Aspekt jedoch nicht aus: So gibt es Störungen ohne Leidensdruck (wie etwa Psychopathie) und umgekehrt ist nicht jede Art von psychischem Leiden krankheitsbedingt (etwa Schmerzen bei der Geburt oder Hungern bei Nahrungsknappheit).
  4. Beeinträchtigung der Lebensführung – Funktionseinschränkungen (also eine Beeinträchtigung in wichtigen Lebensbereichen wie z. B. auf der Arbeit oder in persönliche Beziehungen) sind ein weiterer zentraler Aspekt der meisten psychischen Störungen. Allerdings gibt es auch Phänomene wie Transvestitismus, die zwar als Störung gewertet werden, wenn Leidensdruck besteht – wo die Lebensführung aber kaum beeinträchtigt ist.
  5. Unangemessenes Verhalten (d. h. Denken, Erleben, Emotionen und Handlungen) – Darunter wird ein Verhalten verstanden, dass unerwartet auftritt und nicht nachvollziehbar oder nicht situationsentsprechend ist. Ein Beispiel dafür wären die plötzlichen und unverhältnismäßig starken Panikzustände, die bei einigen Angststörungen vorkommen.

Es ist wichtig zu beachten, dass jeder einzelne Aspekt alleine nicht zur Definition ausreicht. Erst alle zusammen ergeben eine nützliche Annäherung an das Wesen psychischer Störungen. Bei den meisten psychischen Störungen sind mehrere dieser Kriterien gleichzeitig erfüllt.

Grundsätzliches

In der traditionellen Psychiatrie, deren Wurzeln seit Wilhelm Griesinger (1817–1868) vorwiegend biologischer Natur sind, steht der Versuch einer Objektivierung psychischer Symptome im Sinne des Abweichens von der Norm und der Vergleich zu bereits bekannten Hirnerkrankungen im Vordergrund der Klassifikationsversuche. Hier werden die psychischen Störungen im Sinne von multifaktoriellen Ursachen verstanden: Einerseits kann eine psychische Störung Ausdruck einer von außen herbeigeführten, nachweisbaren körperlichen Störung sein (z. B. toxisch bedingte Halluzinationen), andererseits wird dabei auch möglichen inneren Ursachen (Endogenität) Rechnung getragen.

Schon seitens der Symptomatologie bestehen Überschneidungen, die eine exakte Diagnose erschweren. Viktor von Weizsäcker sprach in diesem Zusammenhang von einer Ausdrucksgemeinschaft psychischer Symptomatik.[6] Eine Störung kann von daher sehr an eine körperliche Störung erinnern, ohne dass dies (bisher) sicher nachzuweisen wäre: endogene, z. B. schizophrene Psychosen (siehe auch Schizophrenie).

Die heutige Medizin schreibt psychischen Störungen, die nicht auf eine klar benennbare organische Ursache zurückzuführen sind, keine spezifische Ursache mehr zu. Stattdessen werden Symptomkonstellationen (Syndrome) beschrieben, deren Ursachengefüge meist als multifaktoriell bezeichnet wird. Diese Sichtweise, die dem heutigen Stand der Wissenschaft entspricht, entwickelt sich jedoch stetig weiter. Es ist davon auszugehen, dass sich dieses Verständnis infolge zukünftiger Forschungserkenntnissen noch fortentwickeln wird.

Klassifikation

Da das Verständnis psychischer Störungen von vielen Erklärungsversuchen geprägt wird, sind die Bestrebungen, die Störungen systematisch zu ordnen, immer historisch bedingt gewesen.

Die Klassifikation psychischer Störungen war lange Zeit geographisch sehr unterschiedlich und hing von psychologischen oder medizinischen Lehrmeinungen ab. Bis heute werden einzelne Aspekte der Klassifikation kontrovers diskutiert. Die vorhandenen Systeme werden immer als vorläufig verstanden und stellen keine endgültigen Abgrenzungen medizinischer Krankheiten dar.

Während lange Zeit eine Einteilung der psychischen Störungen in neurotische und psychotische Störungen üblich war, wird in den aktuellen Klassifikationssystemen auf diese Begriffe weitgehend verzichtet. Auch Bezeichnungen wie Krankheit oder „psychogen“ werden dort bewusst vermieden und es wird stattdessen neutraler von Störungen gesprochen.

In der klinischen und wissenschaftlichen Anwendung haben heute zwei Diagnose- und Klassifikationssysteme eine weltweite Bedeutung:

  • die auf internationale Anwendung abzielende Internationale Klassifikation psychischer Störungen als Teil des ICD-10 der WHO
  • das in erster Linie auf die USA abzielende, aber ebenfalls international gebräuchliche Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) der American Psychiatric Association (APA).

ICD

Das fünfte Kapitel des ICD-10 enthält die Internationale Klassifikation psychischer Störungen. Das Kapitel umfasst alle psychischen Störungen und ist in hundert Klassen unterteilt (F00–F99). Jeder Klasse wird ein bis zu fünfstelliger Schlüssel zugeordnet. Die ersten drei Stellen ergeben eine grobe Bezeichnung der Diagnose („Dreisteller“).

DSM

Das DSM wird vor allem in der psychiatrischen und psychologischen Forschung verwendet. Der Begriff „psychische Störung“ wird darin folgendermaßen definiert:

„Eine psychische Störung ist definiert als Syndrom, welches durch klinisch signifikante Störungen in den Kognitionen, in der Emotionsregulation und im Verhalten einer Person charakterisiert ist.

Diese Störungen sind Ausdruck von dysfunktionalen psychologischen, biologischen oder entwicklungsbezogenen Prozessen, die psychischen und seelischen Funktionen zugrunde liegen.

Psychische Störungen sind typischerweise verbunden mit bedeutsamen Leiden oder Behinderung hinsichtlich sozialer oder berufs-/ausbildungsbezogener und anderer wichtiger Aktivitäten.“

– Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, fünfte Ausgabe.

Die aktuelle Version, DSM-5, enthält anders als die beiden Vorgänger kein multiaxiales System mehr und besteht aus 22 gleichrangigen Kategorien.

Verbreitung

Psychische Störungen gehören zu den häufigsten Beratungsanlässen in allgemeinmedizinischen Praxen. An erster Stelle stehen in Europa Angststörungen, gefolgt von Schlafstörungen, Depressionen, Somatoformen Störungen, Substanzabhängigkeiten, ADHS bei jüngeren und Demenz bei älteren Menschen.

2005 berechneten Wissenschaftler der Technischen Universität Dresden und des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München, dass etwa jeder vierte erwachsene EU-Bürger innerhalb eines Jahres an einer psychischen Erkrankung leidet. In einer umfangreichen weltweiten Analyse von Daten ergab sich im Jahr 2014, dass global gesehen im Durchschnitt etwa jeder Fünfte innerhalb eines Jahres an einer psychischen Erkrankung leidet.

Schwieriger ist die Angabe einer Lebenszeitprävalenz. Bei einmaligen Befragungen kann es zu einer starken Unterschätzung der Neuerkrankungsrate kommen, da im frühen Erwachsenenalter erlebte psychische Erkrankungen später oft nicht mehr erinnert werden. Eine Längsschnitt-Studie ergab, dass über 80 % aller Untersuchten zwischen Geburt und mittlerem Lebensalter mindestens kurzzeitig unter einer psychischen Erkrankung litten. Laut WHO leidet gut ein Viertel der Weltbevölkerung einmal in ihrem Leben an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung. Eine Metaanalyse der TU Dresden geht sogar von einem Lebenszeitrisiko von mehr als 50 Prozent aus.

Psychische Erkrankungen zeichnen sich besonders dadurch aus, dass sie oft früh beginnen und überproportional Jugendliche und junge Menschen betreffen. So brechen ca. 50 % aller psychischen Störungen vor dem 15. Lebensjahr, und 75 % vor dem 25. Lebensjahr aus. Das steht in Kontrast zu chronischen Erkrankungen wie Krebs, Herzleiden oder Parkinson, die deutlich später im Leben auftreten.

Die Erkrankungsraten sind je nach soziodemographischer Gruppierung sehr unterschiedlich:

  • Altersverteilung – Psychische Störungen werden am häufigsten bei jüngeren Erwachsenen (18–34 Jahre) diagnostiziert und am seltensten bei Älteren (65–79 Jahre).[20]
  • Sozioökonomischer Status – Im Mittel werden psychische Störungen in unteren sozioökonomischen Schichten häufiger diagnostiziert als in Höheren.[20]
  • Urbanität – Hinsichtlich der „Verstädterung“ lässt sich ein Trend zu höheren Erkrankungsraten in Großstädten über 500.000 Einwohner erkennen.

Geschlechterverteilung

2014 wurden bei insgesamt 33,3 % der Frauen und 22,0 % der Männer in Deutschland psychische Erkrankungen diagnostiziert (12-Monatsprävalenz).

Die Verhältnisse sind in der folgenden Tabelle als „Männer: Frauen“ angegeben. Zum Beispiel bedeutet „4,7:1“, dass auf 4,7 Männer mit Alkoholstörungen 1 Frau mit Alkoholstörungen kommt. Zu beachten sind die Fußnoten, da sich manche Zahlen nur auf bestimmte Altersgruppen (18- bis 79-Jährige) beziehen, aus unterschiedlichen Ländern und z. B. von unterschiedlichen Untersuchungszeitpunkten stammen usw. Zudem können geschlechterspezifisch unterschiedliche diagnostische Zuordnungen die Statistiken verzerren.

Behandlung

Psychische Störungen werden von Ärzten, Psychotherapeuten und Heilpraktikern behandelt. Der Einsatz von Psychopharmaka und Psychotherapie gilt als Standard, wobei deren jeweilige Bedeutung für die Behandlung vom konkreten Einzelfall abhängt. Ergänzend können Psychoedukation, Ergotherapie und andere Verfahren zum Einsatz kommen. Für den Behandlungserfolg bedeutsam ist auch, dem Patienten das Gefühl der Stigmatisierung zu nehmen. Auch das Wechselspiel zwischen dem Kranken und seiner Umwelt kann von Bedeutung sein, sodass bei einer Behandlung die Umwelt des Kranken mit einbezogen werden kann.

Viele psychische Erkrankungen sind heutzutage gut behandelbar. Sowohl Psychotherapie als auch Psychopharmaka sind wissenschaftlich fundierte Mittel zur Behandlung psychischer Erkrankungen. Bei Störungen, die einen Wert von 40 auf der GAF-Skala nicht unterschreiten, kann Soziotherapie begleitend angewendet werden.

Zwangsbehandlung

Bei erkennbar gravierender Selbst- oder Fremdgefährdung und gleichzeitig fehlender Einsicht über die eigene Behandlungsnotwendigkeit können Menschen mit schweren psychischen Störungen als allerletztes Mittel auch gegen ihren Willen einer Behandlung zugeführt werden. Die Behandlung erfolgt in einer geschlossenen psychiatrischen Abteilung. Die Regelungen zur Akuteinweisung sind landesrechtlich festgelegt. Ohne zusätzliche richterliche Anordnung darf eine solche Zwangsunterbringung längstens 24 Stunden betragen.

Zu längerdauernden Zwangsbehandlungen kann es in folgenden Zusammenhängen kommen:

  • Nach einer Straftat als Maßregel der Besserung und Sicherung (Maßregelvollzug, auch strafrechtliche Unterbringung genannt).
  • Als Unterbringung nach dem jeweiligen Unterbringungsgesetz (Psychisch-Kranken-Gesetz), das je nach Bundesland unterschiedlich gestaltet ist (sog. öffentlich-rechtliche Unterbringung).
  • Auf Anordnung eines rechtlichen Betreuers oder Bevollmächtigten nach § 1906 BGB (mit Genehmigung des Betreuungsgerichtes). Die Zwangsbehandlung während einer genehmigten (zivilrechtlichen) Unterbringung ist nach Beschluss des BGH vom 1. Februar 2006 (BGH XII ZB 236/05) nur in sehr eingeschränktem Maße zulässig.

„Aktionsbündnis Seelische Gesundheit“

Vor einigen Jahren wurde in Deutschland mit Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit das „Aktionsbündnis für Seelische Gesundheit“ (ABSG) ins Leben gerufen. Zu den 90 Mitgliedern des Bündnisses zählen die Selbsthilfe-Verbände sowie zahlreiche Vertreter aus den Bereichen Psychiatrie, Gesundheitsförderung und Politik, darunter die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde. Zweck davon ist, verstärkt über psychische Erkrankungen aufzuklären und die Initiativen zur Förderung der seelischen Gesundheit zu vernetzen.

Das ABSG nutzt dafür zum Beispiel den 10. Oktober, den „internationalen Tag der seelischen Gesundheit“ (1992 von der World Federation for Mental Health mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen). An diesem Datum soll durch Informationstage, Aktionswochen und Veranstaltungen über die Vorbeugung (Prävention) und Therapie psychischer Erkrankungen informiert und auf die Belange psychisch erkrankter Menschen aufmerksam gemacht werden.

Volkswirtschaftliche Kosten

Psychische Erkrankungen sind die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung. Seit 1976 steigen die Arbeitsunfähigkeitstage durch psychische Erkrankungen stetig an. Von 2005 bis 2012 stieg der Anteil um 97,1 Prozent. Frauen waren dabei deutlich häufiger betroffen als Männer. Das spiegelt sich auch im stationären Bereich (Krankenhaus) wider: Seit 1986 stieg die Zahl der Krankenhausfälle von 3,8 Fällen je 1000 GKV-Versicherte um das 2,5-fache auf 9,3 Fälle im Jahr 2005. Dieser Trend hat sich bis 2017 weiter fortgesetzt.

Psychische Störungen sind eine wesentliche Ursache für Frühverrentung. Die wirtschaftlichen Belastungen durch diese Erkrankung sind wegen der Kombination aus hohem Verbreitungsgrad, frühem Einsetzen und oft ungünstigem, langem Krankheitsverlauf bedeutend. Die jährlichen Gesamtkosten wurden in Europa für das Jahr 2004 auf 240 Milliarden € geschätzt. Der größte Teil entfällt dabei auf die indirekten Kosten, die mit 132 Milliarden € beziffert werden können. In Deutschland betrugen die Kosten für psychische und Verhaltensstörungen im Jahre 2002 noch 280 Euro pro Einwohner, 2015 lag diese Summe bereits bei 540 Euro.