Glaubenssätze überprüfen, umformen und neu installieren
Wir denken 50 bis 80.000 Gedanken jeden Tag, von denen etwa 80 Prozent immer die gleichen sind und viele von diesen Gedanken sind negativ. Überprüfen Sie sich selbst! Wie oft denken Sie, dass Sie sich mehr anstrengen müssten, dass Sie nicht ausreichen, dass das Leben schwer ist usw.? Mit diesen Gedanken programmieren Sie sich pausenlos und Sie programmieren sich negativ. Ein wesentlicher Faktor bei Ängsten und Depressionen sind diese gehäuften negativen Selbstzuschreibungen, man könnte sagen Selbstverurteilungen. Wir fühlen uns dann schlecht, tatsächlich haben wir uns schlecht gedacht.
Deshalb ist es dran zu überprüfen, was Sie zig-tausendmal jeden Tag denken. Seien Sie schonungslos und schreiben Sie einmal Ihre negativen Gedanken auf. Damit machen Sie sich dieses Prinzip bewusst – der erste Schritt zur Veränderung. Dann fangen Sie an Ihre Glaubenssätze umzuformen. Wenn Sie früher oft gedacht haben, dass Sie es nicht bringen, macht es keinen Sinn den Satz einfach umzudrehen: Ich bringe es! Sie glauben es sich nicht und schon haben Sie wieder den Beweis, dass Sie es nicht bringen. Besser ist es, den Satz allmählich umzuschmieden, etwa zu: Ich öffne mich dafür, die kleinen Erfolge wahrzunehmen, die ich jeden Tag habe. Es ist doch so, dass wir jeden Tag viele kleine Sachen erfolgreich erledigen. Fangen Sie an, diese Erfolge wahrzunehmen! Befördern Sie jedes Mal einen kleinen Kieselstein von Ihrer linken Hosentasche in die rechte. Notieren Sie abends Ihre kleinen Erfolge in einem Tagebuch.
Egal ob Sie alte Glaubenssätze umformen oder neue einführen – wie wäre es mit: Ich schaffe das! oder Das Leben ist schöner, als ich bisher dachte! – es ist mühselige Arbeit, diese durchzusetzen. Die alten Glaubenssätze rauschen auf einer sechsspurigen Autobahn durch Ihr Gehirn, die neuen sind wie ein Trampelpfad, der sofort wieder zuwuchert. Also: Schreiben Sie Ihre umgeformten und neuen Glaubenssätze auf und lesen sie immer wieder. Schreiben Sie sich auf Haftis, die Sie überall verteilen: auf dem Schreibtisch, im Portemonnaie, am Spiegel im Badezimmer, im Auto. Lesen Sie sich die Sätze laut vor, nehmen Sie Pinsel und Farben oder Buntstifte und malen Sie Ihre Glaubenssätze. Füttern Sie Ihr Gehirn auf immer neuen Kanälen, es will immer lernen. Konditionieren Sie sich neu, programmieren Sie sich neu. Am Anfang werden Sie sich fühlen wie Sisyphos, dem der Stein immer wieder runter rollt. Bleiben Sie hartnäckig. Es macht keinen Sinn trotzig zu warten, dass von alleine etwas passiert. Machen Sie Ihre Arbeit. Sie werden sehen, dass der Stein jedes Mal kleiner wird. Überstehen Sie Rückschläge, genießen Sie Fortschritte.
Sie werden sehen, dass Sie die Magie haben, sich selbst zu verwandeln. Es wird ein paar Tage dauern, eine Woche vielleicht, aber dann stellen sich positive Veränderungen ein.
Gedankenstopp bei starker Grübelneigung
Um einen Fuß in das Gedankenkarusell im Kopf zu bekommen, eignet sich die Technik des Gedankenstopps (siehe auch Wikipedia). Hierbei rufen oder schreien Sie laut Stopp, wenn Sie merken, dass Sie wieder pausenlos grübeln. Am besten klatschen Sie zusätzlich mit der Hand auf den Oberschenkel. Auf diese Art versetzen Sie sich selbst einen leichten Schock, der den Gedankenstrom unterbricht. Durch die Lautproduktion von Mund und Kehle, durch das Hören der eigenen Stimme, durch die Berührung am Bein bekommt ihr Gehirn einen kräftigen Input, den es erst einmal verarbeiten muss und in dieser Zeit nicht grübeln kann. Spüren Sie diese wohltuende Stille; das macht Lust auf mehr.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die zwei- oder dreimalige Schreien des Gedankenstopps eine deutliche Veränderung und Öffnung bringt. Später reicht es aus, Stopp zu sagen oder in Situationen, in denen man weder schreien, rufen noch sprechen kann, sich mit der Hand auf den Oberschenkel zu klopfen.
Bitte belohnen Sie sich für Ihre Mühe und Ihre Erfolge. Wie wäre es mit einem Vollbad? Einem leckeren Abendessen? Ihrem Lieblingsmusikstück?
Selbstliebe entfalten
Vor einiger Zeit hatte ich einen Patienten, der war ehemaliger deutscher Vize-Meister in einer beliebten Sportart. Als ich ihn fragte, was er denn gut könne, sah er mich traurig an und zuckte mit den Schultern. Es ist erschütternd, welch schlechtes Selbstbild wir manchmal haben. Natürlich hat ein solches Bild eine Entstehung in einer lieblosen Erziehung, doch das Problem ist eher, das wir da weiter machen, wo unsere Eltern und Lehrer aufgehört haben und uns selbst weiter lieblos behandeln.
Um hier auszusteigen, machen Sie sich klar, was gut an Ihnen ist. Legen Sie eine Liste an, auf der Sie vermerken, was Sie gut an sich finden. Vielleicht haben Sie schöne Hände und/ oder schöne Augen. Vielleicht können Sie gut zuhören, sind geschickt beim Basteln oder fit im Internet. Jeder Mensch hat Qualitäten, Fähigkeiten und Potenzial, um so mehr je genauer man hinschaut. Beobachten Sie, was mit Ihren Zellen passiert, wenn Sie in das Bewusstsein Ihrer Kompetenz gehen.
Schritt 2: Fragen Sie andere Menschen, was diese an Ihnen schätzen. Sie werden überrascht sein, wie viel positive Rückmeldung Sie erhalten werden. Überraschend wird auch sein, wie unterschiedlich Ihre Mitmenschen Sie wahrnehmen und dementsprechend verschiedene Aspekte an Ihnen loben. Bitte schreiben Sie sich diese Rückmeldungen auch auf.
Was machen Sie gerne? Legen Sie eine Liste an von Tätigkeiten, die Sie gerne machen. Beobachten Sie auch hier, was passiert, wenn Sie Ihr Bewusstsein auf Lieblingsbeschäftigungen richten. Diese Liste dient auch dazu, sich zu erinnern, was man mal gerne gemacht hat, um die Freude wiederzufinden und wieder ins Leben einzutauchen.
Die Liste kann übrigens auch Ideen beinhalten von dem, was man mal gerne machen würde…
Psychotherapie
Hier möchte ich Ihnen die Richtlinien vorstellen, an denen ich mich bei der Durchführung einer Psychotherapie orientiere und welches Verständnis von Psychotherapie ich vertrete:
Psychotherapie dient der Behandlung seelischer Störungen, die sich im Verhalten, in Beziehungen, in der Erlebnisverarbeitung und auf psychosomatischer Ebene zeigen. Klient und Therapeut decken die unbewussten Psycho-Dynamiken, die die Störungen verursachen, auf, um auf sie Einfluss zu gewinnen.
Für eine erfolgreiche Therapie braucht es ein Ziel, über welches sich Klient und Therapeut verständigen. Auch über das zugrundeliegende Menschenbild und über das therapeutische Vorgehen muss zwischen Klient und Therapeut Klarheit herrschen. Ich arbeite tiefenpsychologisch fundiert; Ziel ist hier die Persönlichkeitsentwicklung, die psychische Reifung des Klienten, die ihn befähigt, seine Beziehungen erfüllender zu gestalten und Konflikte befriedigend zu lösen.
Zum therapeutischen Vorgehen ist zu sagen, dass der Klient die Selbstverantwortung für seinen Prozess behält und eher Hilfe zur Selbsthilfe bekommt. Dieses Verständnis entspricht dem Sinn des Wortes Therapie, welches aus dem Griechischen stammt und Begleitung bedeutet.
Für eine freie und ungefährdete Entwicklung braucht der Klient einen therapeutischen Raum, der eindeutig, vorhersagbar und sicher ist. Hier kann der Klient sich öffnen, sich selbst erkennen und neue Vorstellungen von sich selbst gewinnen; hier können die psychischen Symptome bearbeitet werden. Sie sollen nicht weggemacht werden. Vielmehr sind sie zu verstehen als eine kraftvolle Abwehr eines noch unlösbaren Konfliktes. Die schrittweise emotionale Integration des Konfliktes macht die Reifung des Klienten aus.
Menschen haben die Ressourcen, um die Konflikte in ihrem Leben zu bewältigen. Das zeigen sie im Erkennen, dass eine nennenswerte Störung vorliegt, die sie nicht alleine bewältigen können und sich deshalb in eine Therapie begeben und neben dem Leidensdruck auch Lösungsenergie mitbringen.
Ich hoffe, diese Zeilen konnten Ihnen eine Vorstellung von den Rahmenbedingungen einer Psychotherapie geben. Die jeweils weibliche Form, z.B. Klientin, bitte ich mitzudenken.
Als Heilpraktiker für Psychotherapie habe ich Wahlfreiheit bei der Anwendung der Therapiemethoden. So kann ich aus verschiedenen Therapierichtungen die effektivsten Techniken kombinieren:
Die Online-Enzyklopädie wikipedia schreibt zum Thema Psychotherapie:
Psychotherapie bezeichnet allgemein die „gezielte professionelle Behandlung psychischer Störungen und/oder psychisch bedingter körperlicher Störungen mit psychologischen Mitteln“. Die dabei angewandten Verfahren, Methoden und Konzepte sind durch verschiedene Psychotherapieschulen geprägt. Nach einer bis heute oft zitierten methodenübergreifenden Definition von Hans Strotzka ist Psychotherapie
„…ein bewusster und geplanter interaktionaler Prozess zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die in einem Konsensus (möglichst zwischen Patient, Therapeut und Bezugsgruppe) für behandlungsbedürftig gehalten werden, mit psychologischen Mitteln (durch Kommunikation) meist verbal, aber auch averbal, in Richtung auf ein definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel (Symptomminimalisierung und/oder Strukturänderung der Persönlichkeit) mittels lehrbarer Techniken auf der Basis einer Theorie des normalen und pathologischen Verhaltens. In der Regel ist dazu eine tragfähige emotionale Bindung notwendig.“
Hans Strotzka: zit. nach Wittchen und Hoyer (2011), S. 4
Die Psychotherapieforschung überprüft diese entwickelten Konzepte und Verfahren dann interdisziplinär in Form von Wirksamkeitsprüfung und Prozessforschung. So wird versucht, die Kluft zwischen Wissenschaft und praktischer Anwendung durch ein besseres Verständnis der aktiven Wirkprinzipien und Veränderungsprozesse zu überbrücken. Die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates Psychotherapie, aus Bundesärztekammer und Bundespsychotherapeutenkammer in den Beirat entsandt, sind beauftragt, die wissenschaftliche Anerkennung von Verfahren der Psychotherapie zu begutachten.
Das Wort Psychotherapie leitet sich ab von altgriechisch ψυχή psychḗ ‚Atem, Hauch, Seele‘ in Zusammensetzung mit θεραπεύειν therapeúein ‚pflegen, sorgen‘ sowie von altgriechisch θεραπεία therapeia „Heilung“. Erstmals benutzt wurde es 1872 von Daniel Hack Tuke, Ende des 19. Jahrhunderts wurde es im Zusammenhang mit Hypnotismus gebräuchlich und durch F. van Elden ab 1889 verbreitet, der damit Psychotherapie im modernen Sinne bezeichnete.
Die Ausübung von Psychotherapie ist in Deutschland rechtlich geregelt und darf nur von Ärzten mit entsprechender Zusatzqualifikation, von „Psychologischen Psychotherapeuten“, d. h. Psychologen mit psychotherapeutischer Ausbildung und Approbation sowie von Heilpraktikern mit psychotherapeutischer Ausbildung ausgeübt werden. Ziel ist dabei, mittels bestimmter Verfahren, Methoden und Techniken den Leidensdruck des Patienten bzw. Klienten zu mindern und möglichst die Gesundheit wiederherzustellen.
Die europäische Kulturgeschichte kennt als eines der ältesten „psychotherapeutischen Verfahren“ die Hypnose. Aus der Psychoanalyse Sigmund Freuds haben sich die verschiedenen tiefenpsychologischen Lang- und Kurzzeit-Therapieformen entwickelt (siehe auch Analytische Psychotherapie, Fokaltherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, die sich in viele verschiedene Therapieformen differenziert haben). Daneben ist die Verhaltenstherapie als Methode mit ihren verschiedenen Formen entstanden, bei denen im Gegensatz zu den tiefenpsychologischen Therapieformen keine Ursachen-Behandlung und Selbsterkenntnis, sondern die Symptom-Behandlung im Vordergrund steht (siehe unter anderem Kognitive Verhaltenstherapie, Paartherapie, Familientherapie).
Heute wird die psychotherapeutische Behandlung im Zusammenhang mit Körper und Seele eines ganzheitlich gesehenen Menschen verstanden und erklärt.
Von Psychotherapie zu unterscheiden ist die Psychologische Beratung, die in verschiedensten Teilgebieten der Psychologie zum Einsatz kommt, aber nicht zur Heilkunde gehört.
Begriff und gesetzliche Regelungen
Die Zulassung zur beruflichen Ausübung von Psychotherapie ist international unterschiedlich geregelt. Eine gesetzliche Regelung gibt es innerhalb der EU nur in elf von 28 Staaten.
Deutschland
Rechtliche Regelungen des Begriffs Psychotherapie finden sich im Psychotherapeutengesetz und in der Psychotherapie-Richtlinie. In beiden Fällen wird jedoch nicht geregelt, was unter Psychotherapie rechtlich zu verstehen ist, sondern nur in welcher eingeschränkten Form Psychotherapie unter das Psychotherapeutengesetz oder unter die Psychotherapie-Richtlinie fällt.
Das Psychotherapeutengesetz regelt, wer heilkundliche Psychotherapie unter der Berufsbezeichnung „Psychotherapeut“ ausüben darf. Unter das Psychotherapeutengesetz fällt somit nicht Psychotherapie, die von Psychologen oder Heilpraktikern im Rahmen des Heilpraktikergesetzes durchgeführt wird. Psychotherapie, die unter der Berufsbezeichnung Psychotherapeut angewendet werden darf, ist „jede mittels wissenschaftlich anerkannter psychotherapeutischer Verfahren vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Störungen mit Krankheitswert, bei denen Psychotherapie indiziert ist.“
Psychotherapie, die gemäß Psychotherapie-Richtlinie über die gesetzlichen Krankenkassen abrechnungsfähig ist, „(…) wendet methodisch definierte Interventionen an, die auf als Krankheit diagnostizierte seelische Störungen einen systematisch verändernden Einfluss nehmen und Bewältigungsfähigkeiten des Individuums aufbauen.“ „Psychotherapie, als Behandlung seelischer Krankheiten (…), setzt voraus, dass das Krankheitsgeschehen als ein ursächlich bestimmter Prozess verstanden wird, der mit wissenschaftlich begründeten Methoden untersucht und in einem Theoriesystem mit einer Krankheitslehre definitorisch erfasst ist. Nach dem Psychotherapeutengesetz ist der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie zuständig für die Anerkennung von Therapieverfahren.“
Stark vereinfacht werden in Deutschland – eingeschränkt auf den derzeitigen Stand der Anerkennung als wissenschaftlich begründete Methoden – entlang theoretischer Grundannahmen und praktischer Methoden die folgenden Hauptformen unterschieden:
- Verhaltenstherapien: Verhaltenstherapeutische Verfahren basieren in der Regel auf dem Modell der klassischen oder der operanten Konditionierung. Sie haben zum Ziel, eine Extinktion (Löschung des problematischen Verhaltens), Gegenkonditionierung (Aufbau alternativer Reaktionen) oder Habituation (Gewöhnung an den zuvor reaktionsauslösenden Reiz) zu erreichen. Häufig werden den Patienten konkreten Methoden an die Hand gegeben, die ihnen dabei helfen sollen, ihre Probleme zu überwinden. Angestrebt wird auch die Ausbildung und Förderung von Fähigkeiten (z. B. Selbstsicherheitstraining) und die Ermöglichung einer besseren Selbstregulation. Beispielsweise versucht die kognitive Verhaltenstherapie, dem Betroffenen seine Gedanken und Bewertungen verständlich zu machen, diese gegebenenfalls zu korrigieren und in neue Verhaltensweisen umzusetzen.
- Psychodynamische Verfahren: Im Rahmen von psychodynamischen Verfahren wie der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie sowie der Psychoanalyse findet eine Auseinandersetzung mit unbewussten, in der Lebensgeschichte – meist in der Kindheit – grundgelegten Motivationen und Konflikten statt. Das Ziel ist hierbei, ein tieferes Verständnis des eigenen Selbst zu erreichen sowie Hintergründe und Ursachen von bestehendem Leid zu klären, damit dieses aufgelöst oder abgeschwächt werden kann.
Berechtigt zur Ausübung von Psychotherapie im Sinne der Heilkunde sind für Erwachsene
- ärztliche Psychotherapeuten (approbierte Ärzte mit zusätzlicher Psychotherapieweiterbildung)
- Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychiatrie und Psychotherapie
- Psychologische Psychotherapeuten (Diplom- bzw. Master Psychologen mit psychotherapeutischer Weiterbildung und Approbation)
- Heilpraktiker (Die Erlaubniserteilung zur berufsmäßigen Ausübung der Heilkunde ohne Bestallung, ugs. der „Große Heilpraktikerschein“, beinhaltet bzw. umfasst auch die eingeschränkte Erlaubniserteilung auf dem Gebiet der Psychotherapie sowie Physiotherapie. Quelle: Amt für Gesundheit und Verbraucherschutz, Heilprakikerbereich, Bezirksamt Lichtenberg von Berlin, Schreiben vom 23. August 2011)
- Heilpraktiker für Psychotherapie (Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie, ugs. „kleiner HP“)
und für Kinder und Jugendliche
- Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
- Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten
- Psychologische Psychotherapeuten (allerdings haben nicht alle approbierten psychologischen Psychotherapeuten eine Kassenzulassung für Kinder)
- teilweise Heilpraktiker (großer und kleiner HP) bei Störungen ohne Krankheitswert
Österreich
In Österreich ist Psychotherapie sowohl im Ärztegesetz als auch im Psychotherapiegesetz von 1990 geregelt. Letzteres legt das Berufsbild des Psychotherapeuten, die Zulassung zur Ausbildung, die Ausbildung selbst, Berufsbezeichnung, Berufspflichten, Listeneintrag, Psychotherapiebeirat sowie Strafbestimmungen und das Verhältnis zu anderen Vorschriften fest.
Eine Besonderheit des Psychotherapie-Rechts in Österreich ist, dass es sich nach dem Verständnis des Gesetzgebers „bei der Ausübung der Psychotherapie … um eine eigenständige wissenschaftliche Disziplin handelt“, dass Psychotherapie demnach als eigenständige Wissenschaft verstanden wird und nicht als Teildisziplin der Medizin, Psychologie oder einer anderen Wissenschaft.
In Österreich fallen mehr Indikationen und Verfahren unter den Begriff „Psychotherapie“ und die Zugangsvoraussetzung zum Psychotherapeutenberuf sind wesentlich weiter gefasst als bspw. in Deutschland. So ermöglicht in Österreich u. a. ein Studium der Medizin, der Pädagogik, der Philosophie, der Psychologie, der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft oder der Theologie oder ein Studium für das Lehramt an höheren Schulen den Zugang zu einer Ausbildung zum Psychotherapeuten.
Entscheidend für die Eintragung als Psychotherapeut ist eine zweistufige theoretische und praktische Ausbildung, die mindestens fünf Jahre dauert und aus einem allgemeinen Teil, dem Psychotherapeutischen Propädeutikum, und einem Fachspezifikum besteht. Zugelassen sind derzeit 23 Methoden, die in der untenstehenden Tabelle gelistet sind (im Unterschied zu Deutschland werden in Österreich nicht Verfahren – also „Methodenfamilien“ – , sondern einzelne Methoden zugelassen, was manchmal zu Missverständnissen führt).
Schweiz
In der Schweiz führen zwei Wege zur Berechtigung, psychotherapeutisch zu arbeiten, einer für Ärzte und einer für Psychologen. Beide setzen einen (Fach-)Hochschulabschluss und eine postgraduale psychotherapeutische Weiterbildung voraus. Psychologische Psychotherapie regelt das Psychologieberufegesetz, die Ausübung von Psychotherapie durch Psychologen namentlich das Kapitel 5 „Ausübung des Psychotherapieberufes“. Ärzte erwerben den Facharzttitel „Psychiatrie und Psychotherapie“.
Es gibt eine Vielzahl von Schulen und Methoden der Psychotherapie, die jedoch nicht alle als wissenschaftlich anerkannt gelten. Manche als Psychotherapieverfahren angebotenen Methoden sind wissenschaftlich nicht anerkannt, weil seriöse Wirksamkeitsuntersuchungen fehlen oder sie als widerlegt gelten, und werden eher dem para- und pseudowissenschaftlicher Bereich zugerechnet. Bei vielen Methoden handelt es sich um Weiterentwicklungen, Spezialisierungen oder Abspaltungen aus psychoanalytischen, tiefenpsychologischen oder verhaltenstherapeutischen Verfahren. Nicht alle Psychotherapieverfahren sind überall staatlich anerkannt und werden von allen Krankenkassen finanziert. Die Rolle der einzelnen Methoden im Gesundheitswesen der deutschsprachigen Länder ist sehr unterschiedlich.
In Teilen der akademischen Psychotherapieforschung wird angestrebt Psychologische Therapie / Psychologische Psychotherapie als eine von Therapieschulen losgelöste Psychotherapieform zu etablieren, in der nach Gesichtspunkten der evidenzbasierten Medizin behandelt (und evaluiert) wird. Es wird also das angewendet, was bei einem bestimmten Störungsbild und unter Berücksichtigung der Situation des Patienten wissenschaftlich als am besten wirksam belegt angesehen werden muss (Grawe 1994). Kritiker weisen auf die Komplexität der therapeutischen Situation hin, die von der Forschung bisher nur ansatzweise erfasst wird.
Psychotherapie: Beschreibung und Abgrenzung
Psychotherapie wird von anderen Methoden und Verfahren auf dem wissenschaftlichen Feld der Psychologie unterschieden. Die Psychotherapieforscher David Orlinsky und Kenneth I. Howard beschrieben in der zweiten Auflage des Handbook of Psychotherapy and Behavior Change aus dem Jahr 1978 Psychotherapie unter folgenden Aspekten:
„Psychotherapie ist eine Beziehung zwischen Personen; einerseits einem oder mehreren Individuen, die Hilfe dabei benötigen, ihr Funktionieren als Person zu verbessern, und andererseits einem oder mehreren Individuen, die diese spezielle Hilfe zur Verfügung stellen.“
Jerome D. Frank lieferte in seinem vielbeachteten Buch Persuasion and Healing eine kulturübergreifende Definition:
„Versuche, Leiden und Behinderung zu vermindern werden gewöhnlich Behandlung genannt, und jede Gesellschaft bildet einige ihrer Mitglieder aus, diese spezielle Form der Einflussnahme auszuüben. Behandlung umfasst üblicherweise eine persönliche Beziehung zwischen Heiler und Leidendem. Bestimmte Arten von Therapie beruhen primär auf der Fähigkeit des Heilers, heilende Kräfte im Leidenden mit psychologischen Mitteln zu mobilisieren. Diese Form der Behandlung wird gewöhnlich Psychotherapie genannt.“
Orlinsky et al. ergänzen in der fünften Auflage des Handbook of Psychotherapy and Behavior Change (2004), dass Psychotherapie in der heutigen Zeit auch umfasst bzw. umfassen kann:
- eine Form von Förder- oder weiterführendem Unterricht in Bezug auf sozial-emotionales Funktionieren
- eine nicht-gewalttätige Form der sozialen Kontrolle von abweichendem Verhalten
- eine Vermittlung von sinnhafter persönlicher Orientierung und Lebensphilosophie (oder „spiritueller“ Entwicklung).
Aus einem anderen Blickwinkel könne Psychotherapie als eine Verfeinerung und Professionalisierung persönlicher helferischer Fertigkeiten gesehen werden, die dann gesucht wird, wenn das soziale Netzwerk des Individuums versagt (z. B. in einer Krise) oder kaum noch vorhanden ist (in sich schnell verändernden und hochmobilen Gesellschaften), oder wenn das nötige Ausmaß an „therapeutischer“ Kompetenz das in normalen sozialen Netzwerken übliche Niveau überschreitet. Diese Form der persönlichen Hilfe wird in modernen städtischen Gesellschaften angeboten als
- professionelles Angebot
- von Personen, deren Fachkunde in helferischen Fähigkeiten formal anerkannt wurde durch Ausbildungsinstitute, Lizenzierung und Reputation,
- gegenüber Personen, deren Probleme die psychische Gesundheit im engeren Sinne betreffen.
Die Apologeten der emotionalen Intelligenz, z. B. Daniel Goleman, verstehen Psychotherapie als systematisches Neuerlernen von Gefühlsreaktionen.
Modelle zur Psychotherapie und ihrer Wirkungsweise
Jerome D. Frank beschrieb 1961 vier Faktoren des psychotherapeutischen Geschehens, die seiner Meinung nach schulenübergreifend wirksam sind:
- Eine Beziehung zwischen Therapeut und Patient, in welcher der Patient den Therapeuten als kompetent und bereit zur Hilfe erlebt.
- Die Besonderheit der therapeutischen Situation als Ort der Heilung (mit Insignien wie der professionellen Akkreditierung des Therapeuten, Couch etc.) und die damit zusammenhängenden Heilungserwartungen.
- Die Vermittlung einer Erklärung (Attribution) für die Probleme des Patienten und wie man diesen abhelfen kann.
- Die Durchführung eines therapeutischen Rituals (Aktivität, bei der davon ausgegangen wird, dass sie die Heilung bewirkt).
Nach Frank geht es dabei vor allem um eine Remoralisierung des Patienten, der durch die Symptome demoralisiert wurde und daher Hilfe sucht.
Therapiefaktoren nach Orlinsky und Howard
In ihrem (erstmals 1986 veröffentlichten und seitdem überarbeiteten) „Generic Model of Psychotherapy“ beschrieben David Orlinsky und Kenneth I. Howard allgemeine (schulenübergreifende) Prozessvariablen, die sich auf das Therapieergebnis auswirken:
- Die formale Beziehung („therapeutic contract“, organisatorischer Aspekt)
- Therapeutische Aktivitäten („therapeutic operations“, technischer Aspekt)
- Therapeutische Beziehung („therapeutic bond“, interpersoneller Aspekt)
- Selbstbezogenheit („self-relatedness“, intrapersoneller Aspekt)
- unmittelbare Einflüsse der Sitzung („in-session impacts“, klinischer Aspekt)
- zeitliche Muster („temporal patterns“, sequentieller Aspekt, zeitliche Abfolge)
Wirkfaktoren nach Grawe
Nach Klaus Grawe lassen sich – über die Therapieschulen hinweg – folgende grundlegende Wirkfaktoren der Psychotherapie nachweisen:
- Therapeutische Beziehung: Die Qualität der Beziehung zwischen dem Psychotherapeuten und dem Patienten/ Klienten trägt signifikant zu einem besseren oder schlechteren Therapieergebnis bei. siehe auch Reparenting
- Ressourcenaktivierung: Die Eigenarten, die die Patienten in die Therapie mitbringen, werden als positive Ressource für das therapeutische Vorgehen genutzt. Das betrifft vorhandene motivationale Bereitschaften, Fähigkeiten und Interessen der Patienten.
- Problemaktualisierung: Die Probleme, die in der Therapie verändert werden sollen, werden unmittelbar erfahrbar. Das kann z. B. dadurch geschehen, dass Therapeut und Klient reale Situationen aufsuchen, in denen die Probleme auftreten, oder dass sie durch besondere therapeutische Techniken wie intensives Erzählen, Imaginationsübungen, Rollenspiele o. ä. die Probleme erlebnismäßig aktualisieren.
- Motivationale Klärung: Die Therapie fördert mit geeigneten Maßnahmen, dass der Patient ein klareres Bewusstsein der Determinanten (Ursprünge, Hintergründe, aufrechterhaltende Faktoren) seines problematischen Erlebens und Verhaltens gewinnt.
- Problembewältigung: Die Behandlung unterstützt den Patienten mit bewährten problemspezifischen Maßnahmen (direkt oder indirekt) darin, positive Bewältigungserfahrungen im Umgang mit seinen Problemen zu machen.
Empirische Befunde
Laut einer Zusammenfassung empirischer Ergebnisse wird die Varianz in der therapeutischen Veränderung zu 40 % durch Klientenvariablen und extratherapeutische Faktoren, zu 30 % durch die therapeutische Beziehung, zu 15 % durch die Therapieform und zu 15 % durch Erwartung und Placebo erklärt.
Computer-unterstützte Psychotherapie und Computer-basierte Interventionen
In den letzten beiden Dekaden hat die Erforschung der Anwendung moderner Medien für therapeutische Zwecke bedeutsam zugenommen. Dabei können folgende Einsatzbereiche unterschieden werden:
- Teletherapie: In der Teletherapie wird klassische Psychotherapie über moderne Kommunikationskanäle (Videotelefonie, Chats, etc.) realisiert.
- Virtuelle Realität: „Virtual-Reality-Technologien“ (VR) ermöglichen es, computerbasierte Modelle der realen Welt zu erstellen, mit denen auf Basis einer Mensch-Maschinen-Schnittstelle (meist das Smartphone) interagiert werden kann.
- Computer-basierte Online Interventionen (syn. Internet Interventionen, Online Therapie): Bereitgestellte Online Programme können als eine interaktive Form der Selbsthilfe beschrieben werden (Selbsthilfe 2.0) und bestehen meist aus einer Kombination von Text, Audio und Video-Modulen.
- Computer-unterstützte Psychotherapie (syn. Gemischte Therapie, Blended Therapy): Klassische Psychotherapie kann durch Online- und App-Elemente unterstützt werden. Ihre Anwendung wurde bereits für die Einzeltherapie, als auch für die Gruppentherapie untersucht.
Abgrenzung von anderen professionellen Beziehungen
Das psychotherapeutische Setting wird wegen seiner juristischen und theoretischen Rahmenbedingungen von anderen Formen der professionellen (Arbeits-) Beziehung formal deutlich unterschieden, jedoch gibt es in den einzelnen Staaten oft andere Definitionen. In Deutschland grenzt das Psychotherapeutengesetz Psychotherapie von nichtheilkundlichen psychologischen Interventionen klar ab. So gilt als Psychotherapie jede psychologische „Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Störungen mit Krankheitswert“ mittels „wissenschaftlich anerkannter Verfahren“. Hingegen gehören „psychologische Tätigkeiten, die die Aufarbeitung und Überwindung sozialer Konflikte oder sonstige Zwecke außerhalb der Heilkunde zum Gegenstand haben“ nicht zur Psychotherapie. So sind in Deutschland z. B. Beratungsgespräche mit Lehrern, Sozialarbeitern, und auch Seelsorgegespräche keine Psychotherapie. Deutlich unterscheidet sich auch das Coaching von der Psychotherapie.
Methodisch überschneiden sich Therapie, Beratung, Seelsorge, Selbsterfahrung oft bis in Kernbereiche. Allerdings ist in Deutschland gemäß Psychotherapeutengesetz und Psychotherapierichtlinien das Ziel der Psychotherapie klar als Diagnose und Heilung von psychischen Störungen definiert, während nichtheilkundliche psychologische Verfahren ausschließlich die Klärung bei allgemeinen Lebensproblemen und die Lösung sozialer Konflikte zum Ziel haben. Auf dem Kontinuum zwischen der „Behandlung von Krankhaftem“ bis zur „Entwicklung von Ressourcen“ ist Psychotherapie nur unbefriedigend abzugrenzen. Verschiedene Therapie-Richtungen integrieren zusätzlich zu Psychischem auch Spiritualität, Soziales, Politisches, etc.
Formal handelt es sich nach deutschem Recht nicht um Psychotherapie, sondern um psychologische Beratung oder andere Methoden,
- wenn keine Störungen oder Krankheiten beeinflusst werden sollen;
- wenn es sich um Selbsthilfegruppen, Selbsterfahrungsgruppen, Supervisionen, Trainings- oder Coachinggruppen sowie allgemeine Lebensberatung handelt;
- wenn die Prinzipien von Diagnose und Heilung nicht angewandt werden;
- wenn keine wissenschaftliche Theorie oder überprüfbare Anschauungen zugrunde liegen,
sondern die „Behandlung“ sich ausschließlich auf die persönlich gewonnenen oder in einer bestimmten Gruppe tradierten Erfahrungen stützt; - wenn keine (schriftliche oder mündliche) Vereinbarung zu einer Psychotherapie vorliegt;
- wenn Ziele eines Therapieprozesses nicht festgelegt werden oder diese Ziele nicht offen besprochen werden;
- wenn ausschließlich Behandlungen mit Medikamenten erfolgen;
- wenn keine persönliche Interaktion zwischen dem Patienten oder Klienten und dem Berater bzw. Therapeuten vorliegt (wenn z. B. „therapeutische Mitteilungen“ ausschließlich in der Form von Rundbriefen, Audio- oder Videokassetten etc. verbreitet werden);
- wenn lediglich die charismatische Persönlichkeit des Behandelnden als Wirkung eingesetzt wird und keine Heilung versprochen wird.
Ausbildung und staatliche Anerkennung
Nicht alle Psychotherapieverfahren sind überall staatlich anerkannt und werden von allen Krankenkassen finanziert. Dahinter stehen unterschiedliche Auffassungen über Indikation und Wirksamkeit, aber auch berufsständische Interessenskämpfe (zwischen Medizinern, Psychologen und anderen Berufen), und die Konkurrenz der Psychotherapie-Schulen untereinander. In der Schweiz und in Österreich ist die methodische Freiheit und Verantwortung des Therapeuten sehr viel weiter gefasst als in Deutschland.
Schweiz
In der Schweiz wird nicht nach Methoden unterschieden. Entscheidend ist die Qualifikation des Therapeuten und der Besitz einer kantonalen Praxisbewilligung. Psychotherapeutisch ausgebildete Ärzte (Facharzttitel Psychiatrie und Psychotherapie FMH) können die psychotherapeutische Leistung direkt mit den Krankenkassen abrechnen. Die psychologischen Psychotherapeuten nur, wenn sie über den delegierenden Arzt abrechnen. Die Zulassung von Therapiemethoden erfolgt durch die Schweizer Charta für Psychotherapie als Konferenz der Weiterbildungsinstitutionen und Fachverbände innerhalb der Assoziation Schweizer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (ASP), den Schweizerischen Berufsverband für angewandte Psychologie (SBAP), sowie die Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP) Eine gültige Methoden-Zulassung erfolgt daher bis heute nach den Aufnahme-Kriterien dieser Verbände. Für die Zulassung zur Führung einer Psychotherapie-Praxis (Praxisbewilligung) sind die Kantone zuständig. Seit 1. April 2013 regelt das Psychologieberufegesetz (PsyG). die Gleichwertigkeit von Hochschulabschlüssen in Psychologie und Weiterbildungstitel im Geltungsbereich des PsyG, wie unter anderem die psychologische Psychotherapie. Seit Inkrafttreten des PsyG müssen Personen, welche privatwirtschaftlich und in eigener fachlicher Verantwortung Psychotherapie ausüben wollen, einen Master- oder gleichwertigen Hochschulabschluss in Psychologie besitzen und eine akkreditierte psychotherapeutische Weiterbildung absolviert haben. Die Übergangsbestimmungen in Artikel 49 PsyG gelten für all diejenigen Personen, die bereits eine kantonale Berufsausübungsbewilligung in Psychotherapie haben, oder ihre Psychotherapieweiterbildung in der Schweiz vor Inkrafttreten des PsyG abgeschlossen oder begonnen haben.
Österreich
Für die Zulassung zur psychotherapeutischen Ausbildung ist das Vorliegen eines spezifischen Quellberufs erforderlich. Als solche gelten Studienabschlüsse der Medizin, der Psychologie, der Psychotherapiewissenschaft (PTW), der Pädagogik, der Philosophie, der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, der Theologie oder ein Studium für das Lehramt an höheren Schulen. Außerdem zugangsberechtigt sind Abschlüsse an einer Akademie für Sozialarbeit, einer Lehranstalt für gehobene Sozialberufe, einer Pädagogischen Akademie oder einer mit Öffentlichkeitsrecht ausgestatteten Lehranstalt für Ehe- und Familienberater. Auch ein Kurzstudium oder Hochschullehrgang für Musiktherapie qualifiziert für eine Zulassung zur Ausbildung. Wer nicht zu diesen Berufsgruppen zählt, kann einen Antrag auf bescheidmäßige Zulassung beim Bundesministerium für Gesundheit stellen. Über diesen wird auf Grundlage eines eingeholten Eignungsgutachtens des Psychotherapiebeirats entschieden. Die Grundausbildung, das Propädeutikum, dauert etwa zwei Jahre. Erst nach Abschluss des Propädeutikums kann das Fachspezifikum absolviert werden. Es dient der Ausbildung in einer der anerkannten Methoden und dauert mindestens drei Jahre. In Österreich sind derzeit 23 psychotherapeutische Methoden anerkannt.
Seit 2005 wird an der Sigmund Freud Privatuniversität Wien der Studiengang Psychotherapiewissenschaft (Bakkalaureatsstudium: 6 Semester; Magisterstudium: 4 Semester) angeboten. Im Bakkalaureatsstudium kann zwischen den Schwerpunkten „Psychotherapie“ (Vorbereitung für Magisterstudium) und „Psychosoziale Beratung“ (Qualifikation für entsprechende Praxistätigkeit) gewählt werden. Das Magisterstudium der Psychotherapiewissenschaft „baut auf dem Bakkalaureatsstudium auf und soll Theorie, Methodik und Geschichte der Psychotherapie, allgemeine und methodenspezifische Krankheitslehre sowie Diagnosenlehre von Störungsbildern und deren Behandlungskonzepten vertiefen“. Es handelt sich jedoch nicht um eine Ausbildung im Sinne des österreichischen Psychotherapiegesetzes, d. h. zielt grundsätzlich nicht auf die Erlangung der Berufsberechtigung als Psychotherapeut ab. Zurzeit sind solche Studiengänge bereits in Wien, Berlin, Linz, Ljubljana, Milano und Paris möglich.
Auch an der Donau-Universität Krems ist ein Masterstudium Psychotherapie möglich.
Ausschließlich Ärzte können die Berechtigung zur selbständigen Ausübung von Psychotherapie mit dem ÖÄK-Diplom für Psychotherapeutische Medizin erlangen. Dieses Fortbildungsdiplom, auch als PSY3-Diplom bezeichnet, wird von der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) verliehen. Der Zeitaufwand zur Erlangung des PSY3-Diploms beträgt üblicherweise 7 Jahre, weil der Abschluss des PSY1- und PSY2-Diploms Voraussetzung für den Beginn des PSY3-Curriculums ist.
Deutschland
Seit 1967 ist die Psychotherapie Bestandteil der kassenärztlichen Versorgung. Vor Inkrafttreten des Psychotherapeutengesetzes zum 1. Januar 1999 konnten nur ärztliche Psychotherapeuten Mitglieder der Kassenärztlichen Vereinigung sein, seither jedoch auch psychologische Psychotherapeuten sowie Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten. Die Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenkassen für die von Psychotherapeuten durchgeführte Heilbehandlungen ist nur in wenigen anderen Ländern der Welt so klar zugunsten der psychisch kranken Patienten und ihrer Therapeuten geregelt wie in Deutschland.
Im deutschen Gesundheitssystem sind aktuell nur drei Verfahren für die von den gesetzlichen Krankenkassen finanzierte Psychotherapie zugelassen:
- Verhaltenstherapie,
- Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und
- Analytische Psychotherapie
Die Analytische Psychotherapie besteht wiederum aus drei verschiedenen Strömungen:
- Psychoanalyse nach Sigmund Freud,
- Analytische Psychologie nach Carl Gustav Jung und
- Individualpsychologie nach Alfred Adler.
Außerdem können Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Hypnose und seit 2014 auch EMDR als Einzelbehandlung genehmigt und finanziert werden.
Psychotherapie zu Lasten der Krankenkassen muss in Deutschland von der Kasse genehmigt werden. Zu diesem Zweck muss der Patient einen Kassenantrag stellen. Diesem Antrag muss der Psychotherapeut wenn er eine Langzeittherapie beantragt einen Bericht an den Gutachter beilegen. Von der befürwortenden Stellungnahme des Gutachters hängt es ab, ob die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung übernimmt.