Trauma-Therapie

Trauma-TherapiePosttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) Viele Menschen, die in meine Praxis kommen, suchen nach einer Erklärung für ihre psychischen Probleme. Sie leiden unter andauernden Spannungszuständen, emotionaler Instabilität, Suchtverhalten, Schwierigkeiten in Beruf und Partnerschaft. Manche haben Arztbesuche und Klinikaufenthalte hinter sich, ohne dass sich etwas gebessert hat. Die meisten psychischen Störungen gehen auf auf traumatische Erlebnisse zurück. Die folgende Grafik zeigt, wie sich frühe Traumata auf die spätere Entwicklung der Persönlichkeit auswirken können:

Was versteht man unter einem Trauma?

Unter einem Trauma wird ein Erlebnis verstanden, was uns überwältigt und unsere Möglichkeiten zu reagieren und das Erlebte zu verarbeiten, deutlich überfordert. Während früher Schocktraumata durch Unfälle, Gewalt oder Naturkatastrophen im Fokus standen, werden in den letzten Jahren auch Entwicklungstraumata anerkannt. Ein Entwicklungstrauma liegt vor, wenn sich durch besondere Umstände in der Biografie bestimmte Persönlichkeitsanteile nicht voll entwickeln können. Entwicklungstraumata stellen eine schleichende Entwicklung dar und werden deshalb zunächst von den Betroffenen nicht wahrgenommen. Erst wenn Symptome – oft in Form einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) – auftreten, beginnt die Suche nach den biografischen Ursachen.

Einige Beispiele: Jemand, der in einem emotional instabilen Elternhaus aufgewachsen ist, wird Schwierigkeiten haben sich sicher und entspannt zu fühlen. Jemand, der schon früh gelernt hat, sich um die Belange der Eltern zu kümmern, könnte ein Helfersyndrom entwickeln und sich selbst ständig zurückstellen. Aus einem Entwicklungstrauma resultieren Verhaltensweisen, die ursprünglich Sinn gemacht haben und hilfreich waren. Im Erwachsenenleben erweisen sie sich aber als zunehmend hinderlich und dysfunktional. In der Trauma-Therapie werden diese Verhaltensweisen aufgedeckt und verständlich gemacht und allmählich durch neue Verhaltensformen, die mehr Glück und Freude generieren, ersetzt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Posttraumatische_Belastungsst%C3%B6rung

Was bei einem Trauma passiert

Schaut man einem Tier oder einem Neugeborenen in die Augen, sieht man dieses Reine und Unschuldige. So ist die Psyche gemeint als etwas Heiles und Ungeteiltes, als In-Dividuum. Zu unserem Leben gehören leider schmerzliche und traumatische Erahrungen. Typisch für ein Trauma ist, dass es uns überwältigt. Wir kommen gegen eine Naturkatastrophe oder einen Unfall nicht an. Doch auch innerlich überwältigt uns das Trauma; wir erleben etwas, was die Verarbeitungskapazitäten unserer Psyche überfordert.

Die biologische Antwort auf die traumatische Erfahrung ist eine Segmentierung, eine Teilung des psychischen Apparates. So wird das Überleben und die Handlungsfähigkeit vorerst gesichert. Der Teil der Psyche, der die überwältigende Erfahrung gemacht hat, wird abgespalten und verdrängt. Nennen wir diesen Teil die traumatisierten Anteile (TA). Gleichzeitig existieren unsere gesunden Anteile (GA) weiter. Damit die gesunden Anteile weiterarbeiten können, werden sie vor den traumatisierten Anteilen geschützt. Dafür sorgen sogenannte Überlebensanteile (ÜA), die sich gewissermaßen zwischen die gesunden Anteile und die seelischen Verletzungen (TA) schieben.

Traumafolgen: Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS)

Traumafolgen stellen eine enorme Belastung sowohl auf psychischer als auch auf körperlicher Ebene dar. Keine Frage dass diese Belastungen auch Auswirkungen auf die Beziehungsfähigkeit und das Sozialverhalten haben. Typisch für traumatisierte Menschen ist deren schnelle Erregbarkeit. Angespannt und über-aufmerksam zu sein ist für sie der Normalzustand (Fachbegriff Hyper-Arousal). Dementsprechend fällt es ihnen schwer zu entspannen und zu genießen.

Traumatisierte Menschen leiden darunter, dass sie eher dünnhäutig und schnell getriggert sind. Sie erleben wieder und wieder sogenannte Flashbacks. Das sind schwer kontrollierbare autonome psychische Reaktionen, bei denen ihr System Alarm schlägt und sich wieder in den bedrückenden Zustand des Traumas begibt. Neben einer Übererregung kann diese Reaktion auch einer emotionalen Taubheit führen, die sich anfühlt, als wäre man eingefroren oder wie durch eine Glasscheibe von anderen Menschen getrennt.

Durch diese wiederkehrenden Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit und Ausgeliefert sein, ist bei vielen Betroffenen das Selbst- und Weltverständnis erschüttert. Die Folgen können sein Schlaf- und Konzentrationsstörungen, eine erhöhte Schreckhaftigkeit, sozialer Rückzug, ein Gefühl von Betäubtsein und Gleichgültigkeit bei gleichzeitiger Reizbarkeit. Kinder von Betroffenen, z.B. die Generation der Kriegsenkel, laufen Gefahr, ein transgenerationales Symbiose-Trauma zu erfahren.

Gesundheit zeichnet sich aus durch die sogenannte Homöostase, dem Fließgleichgewicht unserer Körper-Seele-Geist-Einheit. In diesem Gleichgewicht herrscht eine beständige Aufmerksamkeit und Selbstwahrnehmung. Unser Bewusstsein scannt unsere Befindlichkeit und erhält und aktualisiert fortlaufend unsere Verbindung mit der Umwelt. Werden Störungen wahrgenommen, setzen umgehend Reparaturprogramme ein. Dringen Viren und Bakterien ein, wird die Immunabwehr aktiviert. Treten psychische Störungen wie Angst auf, versorgen uns Hormonausschüttungen mit Energie, um die Situation zu bewältigen. Auch störende Gedanken wie z.B. einer Aufgabe nicht gewachsen zu sein, können durch gegenläufige Gedanken – etwa bisher habe ich alles bewältigt – reguliert werden.

Das Ergebnis von Aufmerksamkeit, Verbindung und Selbstregulation erhält unsere Ganzheit und natürliche Schönheit. Wohlbehagen ist die Folge, wir sind im Flow.

Menschen, die nennenswert traumatisiert sind, erleben Störungen auf allen Ebenen der Homöostase:

  1. Aufmerksamkeit: Zunächst leiden Traumatisierte an einem sogenannten Hyper-Arousal, einer Über-Aufmerksamkeit. Die Aufmerksamkeit ist in der Regel sprunghaft und nach außen gerichtet, die Umgebung wird ständig auf mögliche Gefahren hin abgescannt. Dadurch wird eine Überfülle von Informationen aufgenommen, die eher desorientierend wirkt und neuen Stress erzeugt. Andererseits vermeidet die traumatisierte Psyche auch eine achtsame Selbstwahrnehmung, weil dadurch ein Kontakt mit den traumatisierten Anteilen entstehen könnte, der zu einer Überschwemmung mit unbewältigten Gefühlen führen würde.
  2. Verbindung: Traumatisierte Menschen entwickeln eine Skepsis gegenüber anderen Menschen, insbesondere wenn sie durch andere traumatisiert worden sind. Die Bindungsschwierigkeiten, die Menschen mit Traumastörungen haben, ergeben sich auch aus der schwierigen Verbindung zu sich selbst. Wer sich selbst schlecht oder gar nicht fühlt, hat natürlich auch Schwierigkeiten, andere Menschen wahrzunehmen und in einen lebendigen Austausch mit ihnen zu gehen.
  3. Selbstregulation: Die Grafik oben weist Regulationsstörungen als die frühesten Traumafolgestörungen aus. Grundsätzlich leiden Betroffene unter häufiger Übererregung. Schon kleine Begebenheiten lassen sie aus der inneren Balance, dem sogenannten Window of Tolerance, fallen oder aber sie empfinden Ereignisse, die andere Menschen als normal bewerten, als so schlimm, dass sie ganz aus dem Kontakt gehen müssen und dissoziieren und gewissermaßen neben sich stehen.
  4. Ganzheit: Ein wesentliches Merkmals des Traumas ist die Spaltung. Die Ganzheit der Psyche wird segmentiert, um das Überleben zu sichern. So teilt sich die Psyche in einen gesunden und einen verletzten Anteil. Der verletzte Anteil wird durch einen Überlebensanteil geschützt. Die Folge ist, dass die Betroffenen sich als zerrissen erleben, weil sich mal aus dem einen, mal aus dem anderen Anteil heraus handeln. Das Umfeld erlebt diese Menschen als sprunghaft.
  5. Wohlbehagen: Weil Menschen mit Trauma-Erfahrungen ständig „unter Strom“ stehen, haben sie ein starkes Ruhebedürfnis. Sie erleben ständige automatische Alarmmeldungen ihres psychischen Apparates und können sich nur schwer selbst regulieren. So ist ihre Homöostase gestört und ein Gefühl von Wohlbehagen ist für sie nur schwer erreichbar.

https://de.wikipedia.org/wiki/Trauma_(Psychologie)#Traumafolgest%C3%B6rung

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Trauma-Therapie

Der Begriff des Traumas entstand in den 20er Jahren, als man die psychischen Störungen bei Soldaten des 1. Weltkrieges untersuchte. Anfänge der Trauma-Therapie lassen sich in den 70er und 80er Jahren beobachten, als man Patient*Innen mit den erlebten Verletzungen konfrontierte. Heute weiß man, dass dieses Verfahren oft zu Retraumatisierungen geführt hat, weil die betroffenen Menschen das schreckliche Erlebte einfach noch einmal erinnerten, ohne es integrieren zu können.

Seitdem schlägt die moderne Psychotherapie neue Wege ein. Jetzt geht es zunächst darum, die gesunden psychischen Anteile zu stärken. Dazu dient das Bewusstmachen von Ressourcen und das Verständnis für der eigenen problematischen Gefühle. So ändert sich allmählich die Selbstwahrnehmung zum Positiven. Überlebensstrategien können zunehmend bewusst werden. Schließlich kann dem Schlimmen sozusagen auf Augenhöhe begegnet werden, weil die gesunden Anteile jetzt so stark geworden sind, dass sie das Trauma ertragen. Auf diese behutsame Art und Weise können traumatische Erfahrungen integriert werden.

Fallbeispiel

Jörg, Mitte 50, hatte als Kind schlimmen Missbrauch erlebt, den er zunächst nur ahnte. Im Therapieverlauf, in dem der Missbrauch bewusst nicht thematisiert wurde, verdichteten sich seine Vermutungen und schließlich hatte er einen Traum, die seine Erinnerungen weckten. In der nächsten Therapiestunde berichtete er, ohne von dem Erlebnis emotional überwältigt zu werden, von dem, was damals geschehen war. Jetzt war seine Psyche bereit, den traumatisierten Anteil zu öffnen und zu integrieren als zwar schlimmes, aber zu ihm gehöriges Erlebnis. – Jörg entschied, sich für die Verhinderung und Aufklärung von Kindesmissbrauch zu engagieren.

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